
Zum Autor:
Dipl.-Ing. Gregor Harm Ulsamer, geb. 1945 auf
Borkum, Nachrichtentechnikstudium.
1968 bis 1972 Industrietätigkeit in
München, von 1972 bis 2005 in der Wasserstraßen- und
Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
Verfasser und Herausgeber verschiedener Bücher zu
regionalgeschichtlichen Themen über Leuchttürme, Feuerschiffe, Insel-
und Küstenschutz, zur Funk- und Telegrafiegeschichte im deutschen
Sprachraum und zu weiteren Themen.
Von 1995 bis 2002 Vorsitzender des Vereins Museums-Feuerschiff
Amrumbank / Deutsche Bucht e. V. in Emden, von 2007 bis 2012
Vorsitzender des Heimatvereins der Insel Borkum e.V..
2012 bis 2017 Studium des Historischen
Walfangs.
Ehrungen zum „Oll‘ Mai“
Borkumer Gregor Ulsamer geehrt
Landschaftspräsident Rico Mecklenburg
(rechts) und Landschaftsdirektor Matthias Stenger (links) an der
Seite der neuen Träger der Ubbo-Emmius-Medaille: Diedrich Jassen
(2.v.l.), Gregor Ulsamer (2.v.r.), Wolfgang Kellner sowie Bernhard
Bramlage (3.v.l.), der das Indigenat verliehen bekommen hat.
borkum-erleben
21.05.2025
ab/ Wird Plattdeutsch in Ostfriesland zur Fremdsprache?
Beim traditionellen „011' Mai" im
Tammenshof in Bunderhee stand genau diese Frage im Zentrum lebhafter
Diskussionen.
Trotz großer Identifikation mit der Regionalsprache nutzen nur noch
rund 16 Prozent der Menschen Plattdeutsch im Alltag — das ergab eine
Umfrage des Plattdüütskbüros der Ostfriesischen Landschaft.
Präsident Rico Mecklenburg sieht vor
allem bei jungen Menschen einen dramatischen Wandel: „Für viele ist
Platt heute eher eine Fremdsprache."
Doch es gibt auch Lichtblicke.
Besonders auf Borkum lebt das „Börkumer Platt" wieder auf. Mit viel
Engagement sorgen unter anderem die Plattdeutschbeauftragte der Stadt
Borkum, Sabine Homering, das Platt-Klöttje, die Borkumer
Niederdeutsche Bühne, traditionsreiche Vereine wie der Verein Borkumer
Jungens eV. 1830, Aktionen und Lehrangebote an den Schulen und nicht
zuletzt die Inselmedien Borkum-Aktuell und Borkumerleben für den
lebendigen Erhalt und eine bleibende Sichtbarkeit im Alltag.
Ein herausragendes Beispiel für den
Einsatz zur Bewahrung der Sprache ist der gebürtige Borkumer Gregor
Ulsamer, der mit dem Totius-Frisiae-Siegel (Upstalsboom-Siegel)
ausgezeichnet wurde.
Das Totius-Frisiae-Siegel
(Upstalsboom-Siegel)
In der Laudatio dazu heißt es:
„Gregor Ulsamer, Jahrgang 1945 und gebürtiger Borkumer, erhält mit dem
Totius-Frisiae-Siegel in Bronze eine der höchsten Ehrungen der
Ostfrie-
sischen Landschaft. Mit dieser Auszeichnung wird sein jahrzehntelanges
ehrenamtliches Engagement für die Bewahrung und Vermittlung der
Borkumer Inselgeschichte gewürdigt.
Nach einem Studium der Nachrichtentechnik
in Köln kehrte Ulsamer als Ingenieur beim Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamt Emden nach Ostfriesland zurück. Sein berufliches
Fachwissen über Schifffahrtszeichen und Leuchttürme wurde zur
Grundlage seiner späteren historischen Forschung. Anlässlich des
100-jährigen Leuchtturmjubiläums auf Borkum veröffentlichte er 1979
seine erste historische Festschrift — der Beginn
einer intensiven Auseinandersetzung mit der Inselgeschichte.
Seither verfasste Ulsamer zahlreiche Veröffentlichungen zu maritimen
Themen wie dem Feuerschiff Borkumriff, der Entwicklung der
Wasserversorgung auf Borkum oder dem Walfang.
Zugleich setzte er sich unermüdlich für den Erhalt technischer
Denkmäler ein — unter anderem als Initiator und Mitbegründer des
Vereins Watertoorn Börkum eV., der den denkmalgeschützten Wasserturm
in ein modernes
Wassermuseum verwandelte.
Auch als Vorsitzender des Heimatvereins Borkum sowie des
Museums-Feuerschiffvereins Emden hinterließ er bleibende Spuren. Neben
der musealen Arbeit engagierte sich Ulsamer für den Walfängerfriedhof,
das Nordsee Aquarium sowie zahlreiche Bildungsangebote und Vorträge.
Mit seinem Einsatz, seinem historischen
Wissen und seiner Begeisterung für die Heimat hat Gregor Ulsamer
wesentlich dazu beigetragen, das kulturelle Erbe der Insel Borkum
lebendig zu halten.
Die Verleihung des Totius-Frisiae-Siegels
würdigt seine großen Verdienste in besonderer Weise."
Weitere Auszeichnungen gingen an Dietrich
Janßen und Wolfgang Kellner (Ubbo-Emmius-Medaille) sowie an Bernhard
Bramlage, der mit dem Indigenat der Ostfriesischen Landschaft geehrt
wurde
— eine der höchsten kulturellen Auszeichnungen der Region.
Professor Jörg Peters von der Universität Oldenburg zeigte sich
optimistisch: Mit einem eigenen Plattdeutsch-Lehrbuch für
die Sekundarstufe I und einem neuen Studiengang mit
Lehramtsoption an der Uni Oldenburg sei ein Grundstein für die
sprachliche Zukunft gelegt.
Dennoch lautete der einhellige Appell der Experten: Mehr Mut und Raum
für Platt — auch in Medien, Schulen und im Alltag.
Nur so kann die Sprache lebendig bleiben — auf dem Festland wie auf
der Insel.
Andreas Behr
www.borkum-erleben.de